Entsetzen. Trauer. Wut.

Am Mittwoch, den 22.01.2025 kam es im Park Schöntal zu einer grauenhaften Gewalttat, welche zwei Tote und schwer Verletzte zur Folge hatte. Dazu traumatisierte Menschen, die die Tat mit ansehen mussten und Hinterbliebene, die unter dem unersetzbaren menschlichen Verlust leiden. Unsere erste Reaktion war Entsetzen. Entsetzen über die abscheuliche Tat, welche sich am helllichten Tag in der Aschaffenburger Innenstadt abspielte. Entsetzen und das Unverständnis darüber, was Menschen zu solchen Taten antreibt…


Begleitet von Trauer. Trauer um die Opfer und Hinterbliebenen. Immer wieder der Versuch, sich in die Köpfe und Herzen und der Betroffenen einzufühlen. Obwohl dies immer ein aussichtsloses Unterfangen bleiben muss, war eine seltsame Art der Betroffenheit spürbar. Gleichzeitig ein Impuls. Der Impuls eines „Oh nein!“. Ein solches Ereignis, kurz vor der Bundestagswahl. Eine Tat so schrecklich, dass sie keine*n kalt lassen kann und Alle emotional aufwühlen wird. Ein Ereignis inmitten einer ohnehin schon immer weiter nach rechts driftender gesellschaftlicher Stimmung. Ein Vorfall, den die politische Rechte und reaktionäre Hardliner für ihre politischen Ambitionen ausschlachten und instrumentalisieren würden.
Kurz: Wasser auf die Mühlen der Rechten.

So verwunderte es uns nicht, dass das hiesige Milieu bereits noch am Abend der Tat zu einer Demonstration aufrief und schon am Tag danach Pläne für eine Großdemonstration am morgigen Sonntag bekannt gab. Auch AfD und die Nazi-Partei  „III. Weg“ zogen nach und mobilisierten am Freitag und Samstag zu Aktionen.

Denn sie alle brauchen Taten wie in Aschaffenburg, um ihre politische Agenda weiter vorantreiben zu können. Tote, Verletzte, Traumatisierte: das ist Schmierstoff für die rassistischen Scharfmacher und rechten Leichenfledderer.

Zum heutigen Stand wissen wir Einiges, aber nicht alles über den vermeintlichen Täter. Seine Vorgeschichte in Deutschland mag dazu verleiten, kurzfristige Maßnahmen zu fordern. Denn die Frage, warum jemand derart Auffälliges „überhaupt frei rumlaufen darf“, liegt schnell auf der Hand. Sie ist emotional nachvollziehbar. Sie öffnet aber auch das Einfallstor für Rassismus.

Auch wenn es uns unter Anbetracht der aktuellen Verhältnisse nur schwer über die Lippen geht und eigentlich ausschließlich Trauer und Mitgefühl das Gebot der Stunde sein sollten, fühlen wir uns in der emotional aufgeladenen Situation dazu verpflichtet, darauf hinzuweisen: Es sind meist Taten einzelner Weniger, welche es unter keinen Umständen erlauben ganze Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunftsländer, Religion oder Hautfarbe in Sippenhaft zu nehmen. Forderungen nach einer harten und kompromisslosen Asylpolitik, welche genau darauf abzielen weisen wir entschieden zurück.


Denn jedwede Forderung in diese Richtung trägt nur dazu bei, der gesellschaftlichen Verrohung weiter Vorschub zu leisten, Empathie und humanistische Mindeststandards zu verdrängen und die gesellschaftlichen Kräfte zu stärken, die das Recht des Stärkeren am liebsten in allen Lebensbereichen geltend machen würden. Eine solche Entwicklung steht unseren freiheitlichen und universalistischen Idealen in Allem entgegen. Deswegen werden wir uns weiter für Verhältnisse einsetzen, in denen alle Menschen in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Gleichheit leben können. Für eine Welt, in der sich kein Mensch zur Flucht gezwungen sieht.

Zu diesem Einsatz gehört es auch, sich klar und unmissverständlich gegen die politische Rechte und Rassismus zu positionieren. Und deshalb rufen wir zur Teilnahme an den antifaschistischen Protesten gegen das morgen stattfindende rechte und rassistische Schaulaufen auf.

Unsere Trauer den Opfern.
Unser Beileid den Angehörigen und Hinterbliebenen.
Unsere Wut allen rassistischen Scharfmachern.

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